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Eindrücke nach der Sekundäruntersuchung in Litatuen

Edita Šatienė, Chair of Seniors Initiatives Centre

Der litauische Bericht für das Kompendium basiert auf der Literaturrecherche von 21 Referenzquellen und Interviews mit 14 älteren Personen, 12 Frauen und 2 Männern im Alter von 67 bis 87 Jahren. Geografisch gesehen stammen die Befragten aus den beiden größten Städten des Landes, Vilnius und Kaunas sowie der Stadtgemeinde Alytus; aus diesen Gründen werden die Erfahrungen der Stadtbewohner nur mit Bezug auf Altersdiskriminierung dargestellt. Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Lebensbedingungen, der Gesundheitsversorgung und anderen Dienstleistungsangeboten der Städte, Regionalgemeinden und ländlichen Gebieten. Stadtbewohner*innen haben etwa besseren Zugang zur Gesamtheit medizinischer Versorgung und Bankdienstleistungen; ihr Zugang zu Informationen (rechtlich, versicherungstechnisch, etc.) ist einfacher. Daher sind die aus den Interviews gewonnenen Informationen nicht hinreichend repräsentativ.

Die befragten Personen verwendeten nicht explizit die Worte „Altersdiskriminierung” oder „Diskriminierung”, jedoch wurden die bestimmenden Faktoren der Altersdiskriminierung implizit durch andere Worte wie „Ausgrenzung”, „mangelnde Toleranz”, „Gleichgültigkeit”, „Unhöflichkeit”, „Benachteiligung” und „Verschlossenheit” deutlich.

Die Literaturrecherche zeigte zwei akute Formen der Altersdiskriminierung auf, die sofortige Maßnahmen nötig machen. Ein Problem ist die explizite Altersdiskriminierung, die in der Gesetzgebung verankert ist und insbesondere im Gesetz über den öffentlichen Dienst und in den Anordnungen des Gesundheitsministers für Programme zur Prävention spezieller Krankheiten auftritt. Ein weiteres Problem ist die unterentwickelte geriatrisch-medizinische Versorgung  und der Mangel an geriatrisch ausgebildeten Ärzten in Litauen.

Chronische Krankheiten und Begleiterkrankungen bei älteren Patient*innen stellen sowohl ein medizinisches als auch ein soziales Problem dar. In vielen Fällen ist der Hausarzt nicht in der Lage, sich professionell mit diesen Fragen zu befassen. Veränderungen in diesen Bereichen erfordern politische Entscheidungen, die nicht ohne das aktive Engagement wohlinformierter Bürger*innen zustande kommen. Gezielte Aufklärungsprogramme können dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Fragen zu schärfen und die Bereitschaft älterer Menschen zu stärken, um aktiv die für sie relevanten Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Eine angenehme Überraschung der Literaturrecherche war jedoch, dass einige ältere Menschen Altersdiskriminierung erkennen und diese Fälle dem Büro der Ombudsperson für Chancengleichheit (OEOO) melden. Im Jahr 2021 untersuchte das OEOO 18 Beschwerden im Zusammenhang mit Altersdiskriminierung.

Da eine Befragte eine Aufgabe zum Thema Altersdiskriminierung erwähnte, die im Rahmen des Teambildungtrainings in ihrer Einrichtung aufkam, können wir davon ausgehen, dass das Thema Altersdiskriminierung zu einem gewissen Grad in einigen betrieblichen Schulungsprogrammen behandelt wird. Es war jedoch nicht möglich, spezifische Bildungsprogramme zum Thema Altersdiskriminierung mit Hilfe von Literatur zu identifizieren. Das einzige Beispiel, das bei der Internetsuche gefunden wurde, war das Alphabet der Chancengleichheit und Nichtdiskriminierung für Arbeitnehmer*innen, ein interaktiver Online-Kurs zum Thema Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, dessen neunte Lektion speziell der Altersdiskriminierung gewidmet ist.

Die Arbeit am Bericht, die Interviews sowie die Diskussionen mit Kolleg:innen und Interessenvertreter:innen haben bei uns das Interesse an den weiteren Ergebnissen und den nächsten Schritten des Projekts geweckt, so dass alle die kommenden Projektergebnissen mit Spannung erwarten.

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